Europa kann sich die eigenen religiösen Wurzeln zunutze machen, kann Mut gewinnen trotz Misstrauen und nachlassender Begeisterung für die europäische Idee. Das war die Botschaft, die Papst Franziskus an diesem Dienstag den Mitgliedern des Europaparlamentes, der demokratischen Vertretung der Europäischen Union, vortrug. Es war die erste von zwei Reden, die der Papst in Straßburg hielt. Der Papst begann mit einem weiten Blick: Er setzte Europa in die Perspektive einer Welt,„…die immer stärker vernetzt und global und daher auch immer weniger ,eurozentrisch‘ ist. Einer ausgedehnteren, einflussreicheren Union scheint sich jedoch das Bild eines etwas gealterten und erdrückten Europas zuzugesellen, das dazu neigt, sich in einem Kontext, der es oft nüchtern, misstrauisch und manchmal sogar argwöhnisch betrachtet, weniger als Protagonist zu fühlen.“
Das müde Europa – ein Gedanke, den Papst Franziskus schon mehrfach geäußert hat und der in seiner Rede in verschiedenen Formen wieder kehrte, etwa in der Klage über das mangelnde Vertrauen der Bürger in Europas Institutionen. Franziskus sprach aber ganz und gar nicht moralisch oder überheblich, er wolle als Hirte eine „Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung“ an die versammelten Parlamentarier richten, so der Papst, basierend auf der Fähigkeit, „gemeinsam zu arbeiten, um die Teilungen zu überwinden und den Frieden und die Gemeinschaft unter allen Völkern des Kontinents zu fördern.“