
Was hilft mir zur Sammlung? Ein Buch, die Natur, ein bestimmter Ort… ?
Die Exerzitien im Alltag 2015 stehen unter dem Thema „Bieden – e Gespréich mat engem gudde Frënd“. Die Meditationstexte dazu stammen aus dem Werk von Dr. Gudrun Griesmayr „Freundschaft, die trägt. Vier Wochen mit Teresa von Avila“ (Verlag Neue Stadt München-Zürich-Wien, 2011). Wir veröffentlichen hier die Texte der ersten Woche.
Die Exerzitien im Alltag 2015 stehen unter dem Thema „Bieden – e Gespréich mat engem gudde Frënd“. Die Meditationstexte dazu stammen aus dem Werk von Dr. Gudrun Griesmayr „Freundschaft, die trägt. Vier Wochen mit Teresa von Avila“ (Verlag Neue Stadt München-Zürich-Wien, www.neuestadt.com, 2011), ISBN 978-3-87996-784-1. Veröffentlichung der Texte mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
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WOCHE 1
1 – SICH AUF DEN WEG MACHEN
Um sich auf die Suche nach Gott zu machen, so Teresas Erkenntnis, kommt es darauf an, irgendwie anzufangen und sich dann durch nichts mehr davon abbringen zu lassen.
Dabei werden wir feststellen, dass bei allem Bemühen unsererseits es Gott selbst ist, der uns in seiner Liebe entgegenkommt, uns „anlockt“ und in unserem Herzen die Liebe zu ihm weckt.
Eine solche Entscheidung muss mit Widerstand rechnen – im eigenen Innern und von außen. Hier sind Gleichgesinnte von unschätzbarem Wert. Die Gemeinschaft mit anderen gibt Halt und schenkt die Erfahrung, dass man viel geben und viel empfangen kann.
Doch werden wir nur vorankommen, wenn wir bereit sind, loszulassen, was uns auf dem Weg mit Gott behindert, ablenkt oder aufhalten will. Nur wenn wir auf falsche Sicherheiten verzichten, können wir erfahren, dass Gott der einzige wirkliche Halt im Leben ist.
1. Der ANFANG
Ich hatte ein glühendes Verlangen nach dem ewigen Leben, und ich war entschlossen, es um jeden Preis zu erlangen. Heute staune ich darüber, weil ich – ehe ich das innere Beten zu üben begann – noch nicht sehr von Gottes Liebe entzündet war. Ich hatte nur eine lichte Erkenntnis, dass alles, was einmal zu Ende geht, gering zu achten, das ewige Leben aber von großem Wert sei. (Vida 5,2)
Kenne ich Momente, in denen ich mich nach „mehr“, nach Bleibendem sehne?
2. SAMMLUNG
Mit einem Buch, das mir gleichsam als Gefährte oder Schild diente, fing ich all meine eigenartigen Gedanken auf und ward getröstet. Wenn ich aber kein Buch zur Hand hatte, verlor ich mich bald in Zerstreuungen. Ein Buch hingegen sammelte meine Gedanken und zog mein Inneres an. Oft genügte, dass ich das Buch nur öffnete. (Vida 4,9)
lch betrachtete gern Felder, Wasser, Blumen.
Diese Dinge weckten mich auf
und halfen mir zur Sammlung.
Sie ersetzten mir ein Buch. (Vida 9,5)
Die Fähigkeit zu beten,
die mir der Herr gab,
war so gut für mich,
dass ich begriff,
was es heißt, ihn zu lieben. (Vida 6,3)
Was hilft mir zur Sammlung?
Ein Buch, die Natur, ein bestimmter Ort…?
3. VON GOTT GESUCHT
Ich glaube, ich erkannte gut, dass ich Gott liebte. Doch begriff ich noch nicht, was wahre Liebe zu Gott bedeutet. Auf jeden Fall war ich überzeugt, dass ich nie zu Gott gelangt wäre. hätte er sich nicht zuvor urn mich bemüht. (Vida 9,9)
Gott kennt unsere armselige Natur besser als wir. Er kennt unser Verlangen, immer an ihn zu denken und ihn zu lieben. (Vida 11,15)
Ich fühle mich innerlich angeregt, etwas für den Herrn zu tun. Weil ich nicht mehr tun kann, schmücke ich Bilder mit Blumen, reinige oder ordne den Gebetsraum. Ich tue so unbedeutende Dinge, dass ich mich schäme. Der Herr muss schon mit meinem guten Willen zufrieden sein. (Vida 30,20)
Wenn ich unbedeutende Dinge tat – da ich so armselig bin, war das schon anstrengend für mich –, kam ich langsam voran und wurde zu Größerem fahig. So klein die Dinge auch sind, Gott sieht sie als groß an, wenn wir sie um seinetwillen tun. (Vida 31,24)
Ich will auf Gottes Wohlwollen vertrauen!
4. SEHNSUCHT UND EINSAMKEIT
Ich sehnte mich nach Einsamkeit und unterhielt mich gern über Gott. Fand ich jemand, der an dieser Unterhaltung Freude hatte, war dies für mich eine bessere Erholung als alle Arten oder Unarten weltlicher Unterhaltung (Vida 6,4)
Das innere Gebet
isr die Pforte zu den großen Gnaden,
die der Herr mir erwies.
Ist diese Pforte verschlossen,
wie soll Gott sich dem Menschen mitteilen?
Will er eintreten,
um den Menschen zu erfreuen und zu trösten,
findet er keinen Zugang.
Gott will,
dass das Innere des Menschen einsam sei,
lauter und voll Sehnsucht
nach seinem Trost. (Vida 8,9)
Ich suchte Heilung und wandte auch Mittel dazu an. Aber ich erkannte nicht, dass nichts uns hilft, wenn wir nicht unser ganzes Vertrauen auf Gott allein setzen…
Ich sehnte mich nach Leben, denn ich sah sehr wohl, dass ich nichr lebte, sondern mir einem Todesschatten kämpfte. Doch ich fand niemand, der mir Leben gab, und ich selbst konnte es mir nicht geben. (Vida 8,12)
Ich vertraue Gatt meine Sehnsucht an.
5. FREUNDE SUCHEN
Allen, die das innere Beten üben, besonders den Anfängern, rate Ich, Freundschaft und Kontakt mit denen zu suchen, die ebenfalls das Beten üben. Das ist sehr wichtig, auch wenn man dadurch nichr rnehr erreicht, als dass andere einem mit ihren Gebeten zu Hilfe kommen.
Wer in reiner Absicht mit Freunden geistliche Erfahrungen bespricht, wird sowohl sich selbst als auch den Zuhörern nützen. Er wird an eigener Einsicht wachsen und, auch ohne es zu beabsichtigen, seine Freunde bereichern. (Vida 7,20)
Die Liebe wächst,
wenn sie sich anderen mitteilt.
Sie ernpfängt viel Gutes
durch Kontakte mit geistlichen Freunden. (Vida 7,22)
Beginnt jemand, sich Gott hinzugeben, gibt es so viele, die sich darüber aufregen, dass er sich dringend nach Freunden umsehen muss, bei denen er Schutz findet, um Kraft zu gewinnen, um vor Leiden nicht zurückzuschrecken. (Vida 7,22)
Wann habe ich zuletzt mit einem anderen über mein Leben aus dem Glauben gesprochen? Wer könnte ein Gesprächspartner sein?
6. LOSLASSEN
Es fällt uns schwer,
uns Gott ganz hinzugeben.
Wir glauben, ihm alles zu überlassen,
und doch geben wir ihm
nur eine Kleinigkeit.
Grund und Boden behalten wir für uns. (Vida 11,2)
Wir haben Angst, die Erde unter unseren Füßen zu verlieren, wenn wir uns nur etwas weniger Sorge um unseren Körper und mehr Gedanken um das Geistige machen. Weil die Sorge um das tägliche Brot uns beim Gebet unruhig machen kann, glauben wir, beim Beten mehr gesammelt zu sein, wenn wir mit allem Notwendigen gut versorgt sind. Es ist schade, dass wir so wenig Vertrauen auf Gott haben und uns so selbst lieben, dass uns alles beunruhigt. (Vida 13,4)
Ich habe nur Trost, wenn ich Menschen finde, die eine Sehnsucht haben wie ich. Ich meine eine Sehnsucht, die nach Taten verlangt. Denn es gibt Leute, die glauben, sie seien vom Irdischen losgeschält, dabei sind sie es nicht. Man erkennt es, wer sich nur in Worten entäußert und wer auch Taten für diese Hingabe vollbringt. Wer Erfahrung hat, sieht dies deutlich. (Vida 21,7)
Alles Gott schenken, mein Denken, Reden und Tun…
7. VON GOTT GEHALTEN
Ich weiß nicht,
warum wir dieses Leben noch lieben,
wo doch alles so unsicher ist.
Ich fand es unmöglich, Herr,
dich zu verlassen,
und doch bin ich oft
von dir fortgegangen.
Daher auch meine ständige Angst.
Denn wenn du
dich zurückziehen würdest,
fiele ich mit allem Guten,
das ich von dir empfangen habe,
elend zu Boden.
Owohl ich dich verließ,
hast du mich nicht ganz verlassen
und mir stets deine Hand
zum Aufstehen gereicht.
Oft aber, Herr,
wollte ich deine Hand nicht ergreifen
noch deine Stimme hören. (Vida 6,9)
Ich führet ein Leben voller Qual. Ich hatte große Freude an geistlichen Dingen, aber die weltlichen fesselten mich. Ich wollte zwei so entgegengesetzte Dinge wie geistliches Leben und sinnliche Freude und Genüsse vereinen. Das Gebet verursachte mir große Beschwerden. Mein Geist war nicht Herr, sondern Sklave. Ich konnte mich nicht in mich einschließen, ohne zugleich auch tausend Nichtigkeiten einzuschließen. Viele Jahre war das so, und ich wundere mich, wie ich das ausgehalten habe. Doch ich weiß auch, dass es nicht mehr in meiner Macht stand, das innere Beten ganz aufzugeben.
Gott, der mich liebte, hielt mich in seiner Hand. (Vida 7,17)
Ich schaue mein Leben an, in aller Ehrlichkeit vor mir selbst und im Vertrauen, von Gott gehalten zu sein.