
Mt 6,1-6.16-18
Aschermittwoch – der Beginn der Fastenzeit, ein Fasten- und Abstinenztag, und sogleich stellt sich die Frage ein, ob Fasten überhaupt noch einen Sinn hat und wenn ja, was denn dieser Sinn eines selbst auferlegten Verzichtes sein könne. Bringt das Fasten überhaupt irgendetwas? Kann Gott Gefallen daran haben, wenn ich auf etwas verzichte?
Mit dem Fasten verbinden sich in der Tat sehr unterschiedliche Vorstellungen. Es gibt beispielsweise das sogenannte „Heilfasten“, das man meist unter Anleitung eines Ernährungsberaters oder eines Arztes während einiger Wochen durchführen muss, um den Körper von schädlichen Stoffen zu entschlacken und neue Energie zu tanken. Oder das Fasten wird verstanden als sechswöchiger Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol oder Nachtisch, um dem Körper einiges an „Winterspeck“ wieder abzuringen. Oder es wird auf Fernsehen, Facebook, Internet, Computerspiele oder Ähnliches verzichtet, um sich selbst auch beweisen zu können, dass man das alles eigentlich doch nicht wirklich braucht im Leben. Fasten in diesem Sinne tut dann meinem Körper gut und manchmal auch meiner Seele, indem es mich von unnötigem Ballast befreit und mir eine gewisse innere Freiheit schenken möchte.
Aber die Frage sei erlaubt: „Ist das ein Fasten, wie ich es liebe? […] Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?“ (Jes 58,6). Alle diese Möglichkeiten sind sicherlich gewisse Anstrengungen, die man vollbringt, aber führen sie uns auch wieder näher zu Gott hin?
„Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“ ruft der Prophet Joel uns an Aschermittwoch zu. Darum soll es in der 40-tägigen österlichen Bußzeit gehen. Nicht darum, dass ich meinem Körper Gutes tue, sondern darum, dass ich mich wieder neu auf den Herrn, auf Gott, ausrichten kann. Die Umkehr zu Gott ist das Ziel der Fastenzeit, zu diesem Gott, der so viel für uns Menschen gemacht hat und noch immer macht, der uns seinen Sohn Jesus Christus geschenkt hat, ihn für uns im Leiden und am Kreuz hingegeben hat, zum Heil der Welt, zum Heil aller Menschen.
Ja, Gott will unser Heil, ein ganzheitliches Heil, nicht nur die Gesundheit unseres Körpers und unseres Geistes. Gott will uns erneut mit sich verbinden, uns erneut in seine Gemeinschaft aufnehmen. Und deshalb ist es wichtig, dass auch wir uns erneut auf den Weg zu Gott hin machen.
Wenn wir nicht unsere Kleider, sondern unsere Herzen zerreißen sollen, dann bedeutet das, dass wir nicht bei den äußeren Zeichen, bei dem äußeren Verzicht, bei dem äußeren Fasten stehen bleiben dürfen – was allerdings auch nicht heißt, dass wir das aufgeben sollten. Nein, auch das äußere Fasten, wie auch das bewusstere und intensivere Gebet während dieser Zeit, wie auch die Aufmerksamkeit für den Nächsten, für seine Sorgen und Nöte, alles das sind Wege, die uns helfen können auf dem Weg der Umkehr, der erneuten inneren Hinkehr zu Gott.
Die Fastenzeit lädt uns ein, unseren inneren Weg mit Gott zu überprüfen, das „Verborgene“ (vgl. Mt 6, 4.6.18) vor Gott allein aufzudecken, um so Gott wieder näherzukommen, um unsere Herzen für Gott aufzureißen, um so uns neu in eine lebendige und freudige Beziehung mit Jesus Christus einzulassen, um zu entdecken, dass wir aus ihm leben wollen und unser Leben als Christen neu auf ihn hin ausrichten.