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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Bieden? Wéi geet dat?

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“Wie kann ich beten?”, so das Thema der vierten Videobotschaft. Erzbischof Jean-Claude Hollerich lädt uns im Glaubensjahr dazu ein, über verschiedene Fragen des Glaubens gemeinsam auszutauschen. Anbei finden Sie den Wortlaut der vierten Videobotschaft, sowie Texte und Impulse die das Nachdenken, sei es individuell oder in der Gruppe, anregen und einen gemeinsamen Austausch gestalten.

Wat ass eigentlech Gebiet?

(Schrëftlech Versioun vum Message)
Wat ass eigentlech Gebiet? Wat heescht dat, bieden? Do ginn et ganz gelungen Opfaassungen. Ech ka mech erënneren, datt ech eng Kéier e Gespréich héieren hunn, wou d'Gebiet sou definéiert gouf, datt ee biede géif, datt am Wanter, wann normalerweis Schnéi läit, wa schlecht Wieder ass, datt da misst d'Sonn schéngen, datt e kéint schwamme goen. Dat wier eng gelungen Opfaassung vu Gott, an eng gelungen Opfaassung vu bieden.
Bieden heescht ganz einfach emol sech Zäit huelen, Zäit fir Gott, Zäit fir Jesus Christus. Et ass esou, wéi wann een e Mënsch gären huet, da verbréngt e gären Zäit mateneen. A wann een den Härgott wierklech gären huet, wann e säi Liewen op den Härgott opbaue wëll, dann ass dat och nëmmen normal, datt ee sech Zäit fir den Härgott hëlt. Zäit zesummen.
Wat mecht en dann an deem Gebiet? Do muss en iwwerhaapt näischt maachen. Et ass jo grad ewéi bei Mënschen, wou et heiansdo ganz wichteg ass, datt een einfach beienee sëtzt, ouni e Wuert onbedéngt ze verléieren. Zäit fireneen hunn, do ze sinn, do ze si fir Gott. Mee et ass och ganz normal, datt, wann een e Mënsch gären huet, datt een deem da verzielt, wat den Dag iwwer lass war, wat e gemeet huet, wouriwwer ee sech gefreet huet, wouriwwer een traureg ass. Och dat ass Gebiet. Et gëtt also e kontemplativt Gebiet, e Gebiet, wou en einfach do ass. Et gëtt e Gebiet vu Luef. Et gëtt e Gebiet vu Matdeelen, vun Erzielen. Et gëtt och e Gebiet vun engem intensive Froen no eppes. Wann ee spiert, meng Gesondheet leeft mer ënner den Hänn ewech, datt en da biet fir d'Gesondheet, fir sech oder fir aner Leit, déi ee gären huet, fir seng Elteren, fir seng Kanner, dat ass eng ganz normal Saach, wann déi Bezéiung zu Gott wierklech lieweg ass.
Awer, dat Gebiet, dat verännert een dann och. A Gebiet ass schlussendlech ëmmer dem Härgott alles uvertrauen, him et an d'Hänn leeën, sech ze dezentraliséieren op Gott hin. An esou gëtt ee verännert, wann d'Krankheet net ewech geet, da kritt een duerch d'Gebiet Kraaft fir se unzehuelen, fir se ze droen, fir se positiv ze wenden. Gebiet ass ëmmer de Kontakt mat dem liewege Gott, an dee Kontakt mat dem liewege Gott fierft op een of.
Ech kéint mer selwer mäin Dag ouni Gebiet net virstellen. Heiansdo wann ech moies opstinn an ech kucken de Kalenner, da schlécken ech. Muss de haut elo souvill maachen. An d'Gebiet gëtt mer dann d'Rou, gëtt mer d'Kraaft, et gëtt mer Liewensmutt, et gëtt mer Courage, et gëtt mengem Liewe Faarf, et gëtt mengem Liewe Goût. Et ass normal, datt mir als Chrëschte bieden.

Jean-Claude Hollerich, Äerzbëschof vu Lëtzebuerg

Morgenrituale

Die Bedeutung der Rituale wird in unseren Tagen wiederentdeckt. Der Mensch wäre überfordert, wenn er jeden Handgriff reflektieren müsste. Rituale sind Zeichenhandlungen. Sie bringen Ordnung in mein Inneres und helfen mir, achtsam und bewusst zu leben. Sie geben mir das Gefühl, dass mein Leben wertvoll ist. Ich bin heute noch Bischof Klaus Hemmerle dankbar für einen Vorschlag, den ich jetzt schon fünf Jahre täglich übe.
Wie mein Tag beginnt? Mit einem Morgenritual. Wenn ich im Kloster um 5.30 Uhr aufstehe, stelle ich mich neben meinem Bett aufrecht hin und atme tief durch. Ganz bewusst mache ich zuerst ein Kreuzzeichen. „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Die wichtigsten Fragen meines Lebens sind so eigentlich beantwortet. Was sind solche Fragen? Zum Beispiel: Woher komme ich? Bin ich dem Schicksal blind ausgeliefert, nur eine Nummer in der Lotterie des Lebens? Schrecklich, wenn ein Mensch hört, dass seine Eltern ihn gar nicht gewollt haben…
Nein, über meinem Leben erscheint ein Gesicht.
Ein Vater, der mich ruft, mit Namen sogar.
Ein Schöpfer, der mich geschaffen hat.
Ein Wille, der mich gewollt hat.
Auch die Frage: Wozu bin ich da? findet eine Antwort. Macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich bin oder nicht bin? Ist es gleichgültig, was ich heute aus meinem Tag mache?
Dann sagt Jesus: „Du bist mein Freund! (vgl. Joh 15,14f) Ich sende dich, diese Welt heute ein Stück gerechter zu gestalten!“ Ich habe einen Auftrag für den Tag ohne mich zu überfordern.
Und eine dritte Frage bewegt mich: Was bin ich eigentlich wert? Bin ich nur ein austauschbares Rädchen im Getriebe dieser Welt? Unsere Kranken und Alten fühlen sich oft abgeschoben, übersehen?
Der hl. Geist antwortet: „Ich habe dich geheiligt und dich zu einem Tempel gemacht, in dem die Liebe wohnen soll.“ (vgl.1 Kor 3,16) In den Augen Gottes ist jeder kostbar und wertvoll.
Gott, der Vater, ruft uns.
Der Sohn sendet uns.
Der Geist heiligt uns.
Von Gott geht eine Kraft aus, die die ganze Welt durchdringt, umarmt und verwandeln kann. Durch dieses Ritual wird mein Tag geheiligt und meine Stunden erhalten eine Sinndeutung. Nicht nur Leistung und Arbeit bestimmen meinen Tag. An Gottes Segen ist mir gelegen.

Ein großes Herz atmen
Ein schönes Abendritual habe ich in einem Eutoniekurs gelernt: Ich öffne abends das Fenster und atmen ruhig durch. Die Hände halte ich vor dem Leib wie eine Schale. Dann lege ich die Hände zusammen und hebe sie weit über den Kopf nach oben. Dabei atme ich tief ein. Dann strecke ich beim Ausatmen die Hände weit aus und führe sie langsam nach unten zum Ausgangspunkt wieder zusammen. Die Hände zeichnen die Form eines großen Herzens.
Während ich das große Herz atme, denke ich an die Menschen, denen ich heute begegnet bin, die mir ihre Not anvertraut haben, die ich verletzt habe. Oder ich schicke meinen Segen einem Kranken.
Solche Morgen- und Abendrituale brauchen nicht viel Zeit. Aber sie sind ein Zeichen, dass man nicht nur in den Tag stolpert. Man verwurzelt sich durch dieses Ritulel in eine Wirklichkeit, die größer ist als unsere Armseligkeit.

P. Erich Purk

P. Erich Purk, Kapuzinerpater, erfahrener Exerzitienleiter aus Münster bietet uns ein Morgen- und Abendritual zur Erprobung an. Solche Morgen- und Abendrituale brauchen nicht viel Zeit. Aber sie sind ein Zeichen, dass man nicht nur in den Tag stolpert. Man verwurzelt sich durch dieses Ritulel in eine Wirklichkeit, die größer ist als unsere Armseligkeit.

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