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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Wer ist Jesus?

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Joh 10,11-18

Am vierten Sonntag der Osterzeit beschäftigt sich das Evangelium des Sonntags speziell mit der Frage nach der Bedeutung Jesu über seinen Tod hinaus. Die Kreuzigung Jesu hat alle, die an ihn glaubten und auf ihn hofften, völlig aus der Bahn geworfen. Warum musste Jesus sterben? Das Johannesevangelium ist für seine tiefsinnigen Texte bekannt und liefert in der sogenannten Hirtenrede (Joh 10,1 ff.) einen Hinweis durch einen starken Vergleich. Jesus bezeichnet sich selbst als „der gute Hirte“. Das Bild vom Hirten wird durch eine geschickte Gegenüberstellung mit der Beschreibung eines bezahlten Knechtes illustriert. Hier wird zum besseren Verständnis schwarz-weiß gemalt. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe, während der bezahlte Knecht flieht, wenn er den Wolf kommen sieht, weil ihm an den Schafen nichts liegt. Harte Worte aus dem Munde Jesu. Jesus möchte alle Menschen zusammenführen und ihnen die frohe Botschaft eines liebenden Gottes bringen.

Wer ist der gute Hirte?

„Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich ihn kenne.“ Spätestens bei diesem Satz wird ganz deutlich: Nur Jesus darf als „der gute Hirte“ bezeichnet werden. Er allein kennt Gott, den wir Vater und Mutter nennen dürfen, so wie kein anderer. Nur Jesus selbst kann mit Autorität und Vollmacht den Willen Gottes verkünden.

Wie oft wurde jedoch im Lauf der Geschichte der Kirche dieses Grundgesetz unseres Glaubens mit Füßen getreten? Wie oft haben Machthungrige unter dem Deckmäntelchen des Hirten den Hirtenstab missbraucht? Wie oft meinten vom eigenen Ego motivierte Leader, selbst „der gute Hirte“ zu sein und forderten die absolute Gefolgschaft der ihnen anvertrauten „Schafe“.

Die Versuchung, sich selbst und die eigene Motivation vor die eigentliche Sache zu stellen, gibt es für jeden von uns und wird zur Gefahr besonders dann, wenn wir für andere Verantwortung tragen. Dies macht deutlich, dass Menschen nicht zum „guten Hirten“ im Sinne Jesu werden können.

Welche Rolle können wir erfüllen?

Mit der Theologin und Mystikerin Theresa von Avila aus dem 16. Jahrhundert kann man vielleicht am besten beschreiben, vor welcher Herausforderung wir stehen. Schon die Suche nach dem richtigen Weg entspricht einer Antwort auf das „leise, zarte, fast unhörbare Pfeifen des guten Hirten.“ Die Botschaft Jesu ist eine universelle Botschaft, sie gilt dir und mir und möchte jeden Menschen zu einem Leben mit Gott einladen.

Wer diesen Glauben verkündigt, muss es fertigbringen, suchende Menschen auf dieses leise Rufen in ihrem Leben aufmerksam zu machen. Die, die sich dem guten Hirten ganz anvertrauen, gewinnen Freiheit und Sicherheit zugleich. Die Chance, die in dieser Erkenntnis liegt, benennt der französische Physiker und Philosoph Blaise Pascal aus dem 17. Jahrhundert so: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“ Das Bild des guten Hirten lädt uns ein, unser ganzes Vertrauen auf Gott zu stellen und unser Leben an ihm auszurichten. Was das für die eigene Lebensführung bedeutet, muss täglich neu erbetet und meditiert werden und konkret in die Tat umgesetzt werden.


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