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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

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Mk 8, 27-35

Hoppla, wie würden wir antworten, wenn Jesus uns heute genau diese Frage stellen würde? Man könnte mal eine Testreihe in der Fußgängerzone starten: „Ähm, Jesus, ja, feiern wir da nicht seinen Geburtstag an Weihnachten, oder so? … Da war doch was mit Ostern … Jesus, das war doch dieser Gutmensch mit den langen Haaren und Sandalen…“

Im heutigen Evangelium antwortet Petrus auf diese Frage: „Du bist der Messias!“ Seine Antwort kommt von Herzen, ist aber leider von den Sehnsüchten seiner Zeit geprägt: Die Juden warteten darauf, dass endlich der versprochene Messias kommt und sie von der unliebsamen römischen Fremdherrschaft befreit. Deshalb passt es auch so gar nicht in das Messias-Bild des Petrus, dass dieser Jesus nun verkündet, dass der Menschensohn (Jesus spricht von sich selber ja vom Menschensohn, nicht vom Messias) leiden, sterben und nach drei Tagen auferstehen wird, um seine Mission nach Gottes Willen zu erfüllen. Petrus passt diese Aussicht nun gar nicht ins Konzept und er macht Jesus sogar Vorwürfe deshalb. Eine harsche Zurechtweisung ist die Folge, Jesus macht Petrus und den Jüngern mehr als deutlich, dass es nicht darum gehen kann, den Willen der Menschen zu erfüllen, sondern den Willen Gottes.

Machen wir aber nun weiter mit unserer Umfrage. Wer ist dieser Jesus? „Ein Religionsstifter, so wie Mohammed oder Buddha … Der hat in der Bergpredigt gesagt, dass man seine Feinde lieben soll … Er hat viele Wunder gewirkt … Wie war das noch mal mit Tod und Auferstehung?“

Da wird schon deutlicher, was Jesus für unser konkretes Leben bedeuten kann: er vermittelt neue Perspektiven im Leben, auch wenn es nach irdischen Maßstäben nicht besonders erfolgreich, gar jämmerlich, abgeschrieben, aufgegeben ist; er eröffnet Wege aus verzweifelten Situationen, aus Leid, Trauer, Aussichtslosigkeit, indem er uns mit der unendlichen Liebe Gottes vertraut macht. Er lässt die Herrlichkeit Gottes, in die wir eingehen dürfen, schon im Hier und Jetzt aufscheinen, tritt jedem Leben, wie erbärmlich es auch wirken mag, mit unendlicher Wertschätzung entgegen. Er setzt sich für ein menschliches und menschenwürdiges Miteinander ein. Er tut dies nicht aus einer abgehobenen Haltung heraus, sondern er befindet sich auf Augenhöhe gerade mit all diesen kleinen, ausgegrenzten, missachteten Menschen.

Und er geht selber durch Leid, Trauer, sogar Tod, die genau so wie Glück und Freude unweigerlich zum menschlichen Leben gehören. Damit zeigt er uns, dass Gott uns immer nahe ist, uns auch gerade in den verzweifelten Lagen nicht alleine lässt, sondern mit uns zusammen durch das Dunkel und das Leid und den Tod geht. Können wir das heute noch so bekennen? Jesus, der Christus, der für uns gestorbene und auferstandene Erlöser, der uns zu Gott führt? Wenn ja, dann ist vielleicht die beste Konsequenz für unser Leben, dass wir ihm nachfolgen; dass wir ebenso wie er versuchen, jeden anderen Menschen zu achten, wertzuschätzen, ihm mit Liebe zu begegnen und uns für ihn einzusetzen. Auch wenn unsere Mittel und Möglichkeiten vielleicht nicht immer überzeugen mögen: ein Versuch, das zu leben, was wir von Jesu Botschaft verstanden haben, lohnt immer.


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