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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Der fremde Wundertäter

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Mk 9, 38-43.45.47-48

Nachdem die Jünger schon in ihrer Diskussion über ihre eigene Position und Wichtigkeit eine herbe Kritik von Jesus einstecken mussten, wird im heutigen Evangelium noch eins drauf gesetzt. Die Jünger haben von einem Unbekannten gehört, der in Jesu Namen Dämonen austreiben könne. Das bringt die Jünger schon etwas auf.

Dieser Mensch gehört doch gar nicht zur Jüngerschar. Er hat sich auch nicht bei ihnen vorgestellt und um Erlaubnis gefragt, sich im Namen Jesu zu betätigen. So eine Anmaßung! Im Laufe ihrer Karriere als Jünger Jesu haben sie offensichtlich doch ein gewisses Macht- und Prestigedenken entwickelt. Ja, sie scheinen sogar das Wirken Jesu als eine Art von Monopol zu betrachten, an dem sie teilhaben dürfen, aber doch sonst kein anderer! Man kann sich gut vorstellen, wie stolz sie auf die Taten ihres Meisters sind, wie sehr sie sich selber im Glanz mitsonnen wollen (wohlgemerkt, Jesus will normalerweise nicht, dass darüber gesprochen wird!). Da stört natürlich so ein Unbekannter, der irgendwo sonst im Land, vielleicht ganz unprätentiös, ebenfalls Gutes tut und sich dabei auch noch auf dem Namen Jesu beruft. Kommt da Konkurrenz auf? Muss man um die eigene Position fürchten? Fallen gerade aufkeimende Machtstrukturen wieder zusammen? Die Jünger waren nicht sehr beglückt über diese Nachrichten und verlangen von Jesus, dass er ein Machtwort spricht und sein (bzw. ihr!) Monopol schützt.

Aber der Schuss geht nach hinten los. Die Jünger müssen sich schon wieder zurechtweisen lassen. Sie müssen mit ansehen, dass Jesus ganz ruhig und gelassen dem Treiben des Unbekannten zusieht und gar nichts dagegen einzuwenden hat: „Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.“ Die Jünger haben wohl ein Problem damit. Sie fühlen sich durch ihr Zusammenleben mit Jesus privilegiert und hätten gern alles unter Kontrolle, was da an ungewöhnlichen und merkwürdigen Dingen geschieht. So ein Monopolanspruch kann sehr schnell entstehen. Das kann durchaus positiv sein, wenn dadurch Menschen, Ideale oder Ideen geschützt werden. Wenn aber eine verengende Sichtweise entsteht und der Drang, alles zu formalisieren, zu überwachen, im Griff zu haben, zu stark wird, dann gehen auch viele unerwartete Chancen verloren.

Die menschliche Neigung zur Reglementierung geht ja manchmal sogar so weit, den unfassbaren, unbegreiflichen Willen Gottes einfangen und kanalisieren zu wollen. Die Weltgeschichte lehrt, dass das nicht immer gut ausgeht. Jesus fürchtet sich nicht vor dem fremden Wundertäter. Er pocht nicht auf Copyright oder Lizenzen. Er vertraut darauf, dass Gott weiß, durch wen er zu uns sprechen will, durch wen er seine Liebe zeigen will.

Dieser Kreis beschränkt sich nicht auf die autorisierten Amtsträger. Dazu gehören z. B. auch diejenigen, die bei Papst Benedikt XVI in seiner Enzyklika Caritas in Veritate so schön „alle Menschen guten Willens“ heißen. Es passiert soviel Gutes um uns herum. Lassen wir es doch zu, auch wenn auf der Packung nicht immer ein frommer Name drauf steht.


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