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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Die Schönheit des christlichen Glaubens ertasten

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Zum Rosenkranzsonntag

Der Rosenkranz, der den „ganzen Glauben in einer Hand hält“ (Kardinal Joachim Meisner), lädt uns ein, das Evangelium zu beten und zu leben. Dies ist das Anliegen der katholischen Kirche, wenn sie dazu einlädt. Die Welt und die Kirche leiden im 21. Jahrhundert unter Problemen, Spannungen und Polarisierungen.
Bei allem Respekt vor den theologischen Diskussionen darf das Gebet nicht als etwas Sekundäres und Altmodisches einfach ausgeblendet werden. Da ist die Form des Rosenkranzgebetes hilfreich: Auch heute ist es bei vielen Ausdruck des Gottvertrauens auf die Fürbitte Mariens. Die Marienwallfahrtsorte wie Lourdes, Fatima, Medjugorje, Kevalaer, Altötting, Maria Vesperbild … sind der beste Beweis dafür, denn sie hinterlassen neue Freude an der Schönheit des Glaubens, die so mancher durch das praktizierende Gebet wieder neu entdeckt hat.

In der Tat: Wer sich im Glauben darauf einlässt, der erfährt das irdische Leben als einen Pilgerweg, auf dem Glaube, Hoffnung und Liebe entdeckt und die Glaubensgeheimnisse fruchtbar in unser Leben umtransportiert werden können. Der Rosenkranz gibt uns eigentlich die Lektion, durch das eine Fenster den Blick auf Gott frei zu halten und durch das andere Fenster Freude und Hoffnung, aber auch Trauer und Angst in der heutigen Welt wahrzunehmen. Wer sich darin einübt, dessen Horizont wird nicht kleinkariert – im Gegenteil! Es werden gleichsam die beiden Fenster – Gott und zur Welt – offengehalten und immer wieder neu geöffnet werden. Deshalb ist es nicht übertrieben, wenn ich für mich bekennen muß: Als ich siebzehn Jahre alt war und meine Mutter verlor, haben das Rosenkranzgebet sowie das Lesen und Meditieren des Evangeliums mich in dieser schwierigen Lebensphase davor bewahrt, in Resignation zu verfallen. Vielmehr verspürte ich in meinem Innern gegen jede Hoffnungslosigkeit die solide Hoffnung aus dem christlichen Glauben an Gott.

Somit kann der Rosenkranz, der den ganzen Glauben in der Hand hält, den Christen einen festen Halt geben, ja er kann zu einem wirkkräftigen Begleiter des Menschen werden auf dem Weg seiner Menschwerdung ... Das Rosenkranzgebet, als eine elementare Lebenshilfe, die unseren Horizont weitet, ist im guten Sinne des Wortes katholisch. Wer das Rosenkranzgebet praktiziert, erfährt dessen heilende, ausweitende und orientierende Funktion darin, dass dessen Herz in ein belebendes Gespräch mit Gott, durch und mit Maria vertieft wird. Es ist also alles andere als eine weltabgewandte Sache bloßer Innerlichkeit, für solche, die sich jeglicher Form von Verantwortung im Leben entledigen wollen.

Beim Gebet werden die heilsamen Erinnerungen an das Leben Jesu Christi wiederholt. Wiederholungen gehören einfach zu unserem Leben. Denken wir an die ständig wiederkehrenden Verkehrsmeldungen über den Stau auf unseren Autobahnen. Oder die fast nur mit Extasy zu ertragenden immer gleichen Rhythmen von Techno-Parties. Oder die Gebetsmühlen und den monotonen Singsang in den tibetanischen Klöstern. Oder die alltäglichen Litaneien der Kinder: „Mami, Mami ...“ Wiederholungen überall! Wiederholung intensiviert, Wiederholung bringt in Schwingung, bietet ein breitet Flussbett, in dem eine Erinnerung, ein Lob, eine Bitte fließen kann. Entdecken wir den Rosenkranz als eine „Art Geheim- und Blindenschrift“ (Kardinal Joachim Meisner), die mit den Händen und dem Herzen ertastet wird.

Quelle: Luxemburger Wort


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