
Gründonnerstag 2013: Papst Franziskus wäscht Jugendlichen Strafgefangenen die Füße. Die Liebe und Zärtlichkeit mit der Papst Franziskus diesen Dienst verrichtet, sind spürbar. Sein Handeln geschieht in aller Freiheit und ganz selbstverständlich. Papst Franziskus kümmert es wenig, was andere über ihn denken und sagen. Für ihn zählt der Mensch, vor dem er auf dem Boden kniet um ihm die Füße zu waschen. Der Papst nimmt auf seine Weise den Auftrag Jesu wahr: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, was ich für euch getan habe, tut ihr es für einander.“ (Johannes 13,15)
Menschen, die diesem Beispiel Jesu folgen, schöpfen aus der Quelle der Liebe Gottes. Liebe kann man nicht auf Anweisung weitergeben. Liebe fließt aus dem Bewusstsein, dass Gott uns in Jesus seine Liebe schenkt.
„Da Jesus die Seinen liebte, liebte er Sie bis zur Vollendung“ schreibt der Evangelist Johannes im Einführungssatz zur Fußwaschung. Johannes gibt uns den Schlüssel, mit dem wir die Fußwaschung und die Leidensgeschichte Jesu, lesen, meditieren und schrittweise verstehen können.
Was bedeutet hier Vollendung? Die spontane Ablehnung von Petrus sich von Jesus, die Füße waschen zu lassen, kann uns auf die Spur bringen kann. Petrus wehrt sich: Es passt nicht in sein Bild des Meisters, dass dieser sich aus Liebe „klein“ macht und die Arbeit des Dieners übernimmt. Petrus spürt, dass wenn er diese Liebe offen annimmt, auch sein Leben verändert wird, und er den gleichen Weg des Dienens gehen wird. Und all das weckt heftige Widerstände in ihm.
Und was tut Jesus: Er sagt nicht zu Petrus, „jetzt hab dich nicht so, spring über deinen Schatten und lass dir die Füße waschen. Ich weiß schon was gut für dich ist.“ Nein, Jesus wartet ab, bis Petrus in aller Freiheit diese Liebe von Jesus annimmt. Damit wird Petrus frei, sich selbst mit Freude in den Dienst anderer zu stellen und die Liebe weiter zu schenken, die ihm selbst zuteil wird. Er erfährt, dass Lieben immer ein Weiterreichen der geschenkten Liebe Gottes ist. Er erkennt auch, dass er zuerst diese Liebe annehmen muss, um sich in der Liebe vollenden zu lassen. Sich immer tiefer Christus hinzuwenden.
Wir sind eingeladen diesen Weg der Vollendung in der Liebe, als Einzelne wie als Gemeinschaft der Kirche, zu gehen. Sich zu Christus bekehren, bedeutet auch, meine inneren Widerstände zu erkennen, die es mir schwer machen, Seine Liebe anzunehmen. Und uns von diesen Widerständen befreien zu lassen, mit Hilfe der Gemeinschaft der Christen, in der Feier der Eucharistie, der Fußwaschung und wieso nicht auch, des Sakraments der Versöhnung.
Wenn wir uns auf dieses Abenteuer einlassen, dann erfahren wir, dass Dienen in Liebe nicht nur unser Leben, sondern auch das Leben unserer Mitmenschen zur Vollendung führt. Einfach ist es nicht, sein Leben Tag für Tag für andere zu leben und zu geben: Dies kostet Zeit, Kraft, Überwindung, manchmal sogar das eigene Leben. Es ist der Weg Jesu und es ist der Weg zum Leben in Fülle.
Marie-Christine RIES