
Father Michael Lapsley verlor als Kämpfer gegen die Apartheid bei einem Briefbombenattentat beide Hände und ein Auge. In seiner Autobiografie erzählt er von diesem entsetzlichen Ereignis – und davon, wie er seine eigene traumatische Erfahrung überwunden hat und seinen Heilungsweg nun, als Leiter des Institute for Healing of Memories, für die Heilung anderer Traumatisierter nicht nur in Südafrika, sondern auch in anderen Ländern, einsetzt.
Michael Lapsley geht in seiner Biographie auf seine Verletzungen durch das Briefbombenattentat und seinen Heilungsprozess ein. Diese Heilung hat eine wesentliche emotionale Dimension: „Ich erkannte, dass ich immer Opfer bleiben würde, wenn ich Hass, Bitterkeit und Rachedurst nachgeben würde“ (S. 21). Heute gestaltet Michael Lapsley Healing of Memories Workshops, also „Seminare zum Heilen der Erinnerung“. Diese Seminare sind „tiefgreifende zwischenmenschliche Erfahrungen, in deren Verlauf wir dem Schmerz des anderen sowie unserem eigenen eine Stimme geben und uns unser Leid eingestehen“ (S. 163). Dabei erweist sich immer wieder, dass Opfer ihre emotionalen Verletzungen heilen oder zumindest erfolgreich behandeln können.
In seiner Autobiographie ist Michael Lapsley sehr ehrlich und authentisch. Sein Lebensweg hat ihn von Neuseeland nach Südafrika geführt, aber seine Aussagen haben eine allgemeine Kraft, jenseits des spezifischen Kontextes der Apartheidszeit. Deshalb hat das Buch mir gefallen.
Roger Molitor, ehrenamtlicher Mitarbeiter der ErwuesseBildung–www.ewb.lu
Michael Lapsley mit Stephen Karakashian
Mit den Narben der Apartheid
Vom Kampf für die Freiheit zum Heilen traumatischer Erinnerungen
Barbara Budrich 2014, 270 S., ISBN 9783847401711