
Über den Weg zu Gott – heim kommen nach einer langen Reise – empfangen werden – sich zu Hause fühlen. All das verbinden wir mit dem, was uns eigentlich am Leben erhält. Das kann ein konkreter Ort sein, meine Familie, mein Dorf, meine Stadt. Meist ist so ein Ort verbunden mit Menschen, Erlebnissen und Erfahrungen. Wer sagen kann: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein“, hat einen Zustand erreicht, wo sich Zufriedenheit breit macht, eine innere Ruhe und Gelassenheit. Solche Orte sind rar. Nicht in jeder Phase unseres Lebens sind sie für uns zugänglich. Manchmal ist der Weg dahin versperrt, die Umleitung zu anstrengend und unsere Ressourcen für die Suche danach aufgebraucht. Im Evangelium dieses Sonntags spricht Jesus mit seinen Jüngern über so einen Ort, der für jeden, der an ihn glaubt, vorbereitet ist: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Wie trostreich klingen, angesichts unserer Erfahrungen über die Wirklichkeit menschlicher Existenz, diese Worte Jesu. Sie sind uns zugesagt. Aber man muss sie erst einmal auf sich wirken lassen, um die Dimension ihrer Bedeutung zu verstehen. Unwillkürlich tauchen vor meinem geistigen Auge Bilder auf – Bilder von Wohnblocks und Villen, von Wolkenkratzern und Baracken, von einfachen Lehmhütten und Flüchtlingszelten. Wie ich auf dieser Welt lebe und unter welchen Bedingungen, das hat viel mit dem zu tun, was ich vom Leben erwarte und welche glücklichen oder unglücklichen Umstände mein Leben maßgeblich prägen.
„Das Geheimnis ist immer die Liebe“
Wie ich mich dabei fühle und wie ich zu meinem Leben stehe, das kann von ganz anderen Faktoren bestimmt sein. Immer wieder staune ich über Menschen, die trotz einfachster oder sogar erbärmlicher Lebensumstände eine innere Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlen. Menschen, die trotz schwerer Krankheit oder angesichts des Todes Kraft, Hoffnung und Zuversicht vermitteln. Von diesen Menschen kann man viel lernen. Und ich kann nicht anders, als mich auf die Suche zu machen nach dem Geheimnis, das diese Menschen miteinander verbindet und das sie so tief verwurzelt sein lässt im Leben. Und es verwundert nicht, dass das Geheimnis, das sich lüftet, immer die Liebe ist. Keine Kraft der Welt ist stärker und kann gegen sie ankommen, wenn sie das oberste Prinzip unseres Denkens und Handelns ist. Im ersten Korintherbrief steht dazu wohl der schönste und eindrucksvollste Text – das Hohelied der Liebe. „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.“ Nun sind aber auch die Menschen rar, die dazu ohne weiteres fähig sind. Wie kann man also den Weg für sein Leben finden? Im Evangelium spricht Jesus immer wieder von sich als „der Weg zum Vater“: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9). Eine moderne Interpretation christlichen Lebens und Glaubens, darunter auch provokante Thesen, bietet Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben über die „Freude des Evangeliums“ und in zahlreichen Reden. „Die Logik der Welt treibt uns zum Erfolg, zur Herrschaft und zum Geld, die Logik Gottes zur Demut, zum Dienen und zur Liebe.“