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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Galiläa – Schauplatz der Geburtsstunde einer neuen Kirche (Mt 28, 16-20)

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So oder so ähnlich hätte die Schlagzeile lauten können, damals rund 30 nach Christus. Elf Jünger machten sich auf den Weg nach Galiläa, um Jesus zu begegnen. Zwei Frauen, eine der beiden war Maria aus Magdala, hatten die Botschaft vom leeren Grab überbracht: „Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.“ (Mt 28, 7)
Was dann geschieht, liest sich wie eine Testamentseröffnung. Der Testamentsvollstrecker ist jedoch der Auferstandene selbst.
Zunächst bekräftigt er seine Autorität: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ (Mt 28, 18) Dann formuliert er sein Vermächtnis. Es beinhaltet Auftrag und Sendung. Der Auftrag besteht darin, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen und die Menschen zu lehren, die Gebote zu befolgen, die er seine Jünger gelehrt hat. Die Jünger erhalten einen universalen Sendungsauftrag: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ (Mt 28, 19) Eine neue Religion, ja eine Weltreligion, ist geboren. Zu ihren Mitgliedern werden die gezählt, die sich auf den Namen Gottes taufen lassen. Als Rüstzeug gibt Jesus seine Gebote mit auf den Weg und das Versprechen: „Seid gewiss: Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 20)
Welche Voraussetzungen ein Jünger braucht, um diesem Auftrag Jesu gerecht zu werden, damit beschäftigt sich Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben über die „Freude des Evangeliums“, das im Jahr 2013 erschien. Im zweiten Kapitel nennt er Versuchungen und Herausforderungen in der Seelsorge und beschreibt die Notwendigkeit einer missionarischen Spiritualität der Christen. Was darunter zu verstehen ist, erläutert er ohne Umschweife. So könne man bei vielen in der Verkündigung Tätigen, obwohl sie beten, eine Betonung des Individualismus, eine Identitätskrise und den Rückgang des Eifers feststellen. Heute, da die Mittel menschlicher Kommunikation unglaubliche Entwicklungen erreicht hätten, würden wir die Herausforderung spüren, die darin liegen, zusammenzuleben, uns unter die anderen zu mischen, einander zu begegnen, uns in den Armen zu halten, uns anzulehnen, teilzuhaben, und damit eine wahre Erfahrung von Brüderlichkeit möglich werden zu lassen.
Damit wahre Brüderlichkeit erfahrbar werden könne, müssten sich alle Getauften als missionarische Jünger Jesu verstehen. Dazu brauche es dann auch nicht viel Vorbereitungszeit. „Was du entdeckt hast, was dir zu leben hilft und dir Hoffnung gibt, das sollst du den anderen mitteilen.“ Franziskus wünscht sich Frauen und Männer, die andere begleiten. Sie müssten die Kunst achtungsvollen und mitfühlenden Zuhörens üben. Das Reden über Gott müsse sich immer an der Schrift orientieren. Ausgangspunkt und Ziel der Rede von Gott sei der Heilswille Jesu Christi. Durch sein Leben, seine Taten, seine Botschaft und nicht zuletzt durch seinen Tod und seine Auferstehung bringe er Erlösung für jeden Einzelnen. Durch die Gabe des Heiligen Geistes könnten schließlich Wege und Mittel gefunden werden, „die Knoten der menschlichen Angelegenheiten zu lösen, einschließlich der kompliziertesten und undurchdringlichsten.“
Dieser letzte kurze Abschnitt des Matthäusevangeliums läutet die Zeit der Kirche ein. Nur zu gut wissen wir, dass Jesus das Reich Gottes verkündet hat. Es ist an uns, jeden Tag aufs Neue die Kirche, die seine Botschaft bewahren und weitertragen möchte, an seinem Auftrag zu messen und dementsprechend zu erneuern.


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