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Channel: Service Kommunikatioun a Press - Bistum Lëtzebuerg
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Über die drei W-Fragen: das Woher, Wozu und Wohin (Joh 17, 1-11a)

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Wenige Tage nach dem Fest Christi Himmelfahrt erinnert uns das Evangelium dieses Sonntags an das Abschiedsgebet Jesu, so wie es Johannes festgehalten hat. Jesus betet zu Gott, seinem Vater. Er legt Rechenschaft ab über sein Wirken, seine Worte und Taten hier auf dieser Erde. Er bittet für alle, die an ihn glauben und besonders für die, die ihm treu nachgefolgt sind: seine Jünger.

Johannes beschreibt in insgesamt fünf Kapiteln die Sorge Jesu um seine Jünger. „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ (Joh 16, 12) Jesus weiß, dass die Jünger viele Anfeindungen erfahren werden. „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.“ (Joh 15, 18)

Die Welt, in der die Jünger zukünftig ohne Jesus leben werden, gilt als besondere Herausforderung für ihren Glauben. Nichts wird beschönigt. „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ (Joh 14,27) „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (Joh 16,33)

Glaube, Liebe, Hoffnung

Josef Ratzinger hat in seinem ersten Jesusbuch die provokante Frage gestellt: „Aber was hat Jesus denn eigentlich gebracht, wenn er nicht den Weltfrieden, nicht den Wohlstand für alle, nicht die bessere Welt gebracht hat?“ Und er beantwortet sie wenige Zeilen später so: „Jesus hat Gott gebracht und damit die Wahrheit über unser Wohin und Woher; den Glauben, die Hoffnung und die Liebe.“

Johannes stellt die Frage nach der Wahrheit über das Woher und Wohin der Jünger Jesu. Seine Antwort lautet: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ Hier wird um das Herzstück des Glaubens gerungen.

Deutungsmuster können helfen. Immer wieder erscheint Jesus als der neue Mose. „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart. (Joh 17, 6) Mose, der den Israeliten den Namen seines Gottes, „Ich bin, der ich bin da“, überbringt, befreit die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens. Die Befreiungstat Jesu hat darüber hinaus einen neuen, einen universellen Charakter. Ziel seiner Sendung ist es, alle Menschen und alle Völker zu Gott zu führen, „damit sie eins sind wie wir“. (Joh 17,11)

Jede gute Idee braucht eine Institution, die sie vertritt

Die Botschaft Jesu ist nur lebendige Botschaft, wenn wir versuchen, sie zu leben und anderen erlebbar zu machen. Sackgassen tun sich da auf, wo wir uns wie „Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer“ aufführen. „Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“, so Papst Franziskus in seinem Schreiben über die „Freude des Evangeliums“.

„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“, hat Jacques Gaillot treffend formuliert. Jede und jeder ist gefragt. Die frohe Botschaft des Evangeliums ist allen Gläubigen zugesagt. Sich darüber freuen und aus dieser Freude leben, das kann nur jeder selbst.

Wozu dann Kirche? Ich bin überzeugt, dass jede gute Idee eine Institution braucht, die sie vertritt, unvollkommen zwar, aber mit dem Ziel und dem Anspruch, den innersten Kern der Idee zu bewahren und weiterzutragen.


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