
Winston Churchill soll einmal gesagt haben: „ Wenn ich einmal in den Himmel komme, werde ich einen Großteil der ersten Millionen Jahre dort mit der Malerei verbringen, um der Sache auf den Grund zu gehen.“ Nicht nur Winston Churchill, sondern (fast) jeder macht sich Gedanken über das Leben nach dem Tode. Jeder hat Vorstellungen und Wünsche, wie er sein Leben verbringen möchte, wenn er ganz unabhängig und frei von Zeit und Raum entscheiden könne.
Wer möchte nicht frei und unabhängig in unserem irdischen Leben sein?! Aber der Himmel? Diese Vorstellung fällt den fortschrittsgläubigen Menschen des 21. Jahrhunderts schwer. Viele tun sich schwer mit dem Himmel, wie die Unterhaltungsindustrie uns glauben lassen will: mit Wolken, Engeln und allerlei harfespielenden Heiligen. Oder ist der Himmel gar ein Kontrast der menschlichen Phantasie?
Die Kirche lädt uns zum 6. Ostersonntag ein, uns auf das 21. Kapitel der Apokalypse des Johannes einzulassen. Apokalypse heißt „Aufklärung“über die Wahrheit vor dem universalen Ende. Wenn Johannes, der Verfasser des letzten Buches des Neuen Testamentes, vom Himmel spricht, so gebraucht er das Bild der Gemeinschaft der Erlösten als leuchtende Stadt Gottes, mit hohen Mauern und zwölf Toren, die für alle Völker der Erde geöffnet sind. Allen bietet sie Frieden, Sicherheit, ewiges Glück. Die himmlische Stadt ist erfüllt von der Gegenwart Gottes und erleuchtet vom Licht Christi. Somit versteht es sich, dass die Apokalypse als Trostbuch für die Christen in der bedrängten Zeit des zweiten Jahrhunderts gilt, die mit ihren gewaltigen Bildern und überzeitlichen Visionen bis auf den heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt hat. Die Osterzeit bringt uns durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi das Geheimnis der Erlösung nahe. Wer zu Jesus Christus gehört, zu dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, dem gehört das Leben. Da ist der Tod überwunden. Das Bild vom himmlischen Jerusalem drückt in einer speziellen Ausdrucksweise aus, dass Gott wirklich herrscht, dass sein Wille geschieht, dass das Wirklichkeit wird, was Gott zuerst und zuletzt gewollt hat. Wer sich auf das Bild der himmlischen Stadt Jerusalem einlässt, entdeckt das Gespür, dass er nicht nur von dieser Welt ist, dass es eine vollkommene, jenseitige Welt gibt. Das himmlische Jerusalem ist der Sieg gegenüber allen modernen innerweltlichen Ersatzreligionen (Ideologien) mit dem unerfüllten Versprechen, den Himmel auf der Erde zu schaffen.
Mit dem Ausblick auf den Himmel ändert sich auch unser Umgang mit der Zeit. Marianne Gronemeyer schreibt in ihrem interessanten Buch „Das Leben als letzte Gelegenheit“, dass die Menschen früher vierzig Jahre plus ewig lebten. Heute leben sie nur noch neunzig Jahre. Und dies ist ungemein viel kürzer. In der Tat: Wenn wir auf das ewige Leben hin leben, und von der Zukunft des ewigen Lebens die Gegenwart erhalten, dann ist unser irdisches Leben nicht „die letzte Gelegenheit“. Hängt unsere Hetze nicht auch doch wesentlich damit zusammen, dass wir zu wenig von der Ewigkeit, vom Ausblick auf den Himmel leben? Mit reinem Herzen und neuem Blick ohne Stress die schöne Aussicht des Himmels genießen ...