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Die Tempelreinigung – Frühjahrsputz unserer Seele

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Joh 2, 13-25

In den Wochen vor Ostern ist er wieder angesagt, der alljährliche Frühlingsputz. Dann wird das Haus in allen Ecken und bis in die hintersten Winkel hinein gesäubert, geräumt, hergerichtet. Weg mit dem Winterstaub, fertig für das klare Frühjahrslicht, Durchzug durch alle Zimmer, hinein mit der Frische. Einmal im Jahr wenigstens muss das sein!

Und während viel Arbeit in diesen Frühlingsputz gesteckt wird, lädt auch die Kirche zu einer gründlichen „Osterreinigung“ ein. Hier hat dieses „Putzen“ allerdings einen anderen, spezifischen Namen: die Beichte, das Sakrament der Buße und Vergebung. So stark wie wir darum bemüht sind, unser Zuhause auf Vordermann zu bringen, so stark sollen wir uns auch vor Ostern darum bemühen, unser Herz aufzuräumen und zu säubern. Das Evangelium der Tempelreinigung an diesem dritten Fastensonntag ist ein wunderbares Bild hierfür. Wenn wir mit dem hl. Paulus davon ausgehen, dass unser Leib der „Tempel des Heiligen Geistes“ (1 Kor 6,19) ist, dann darf die Tempelreinigung Jesu auch ein Bild dafür sein, dass Jesus nicht nur den Tempel in Jerusalem damals von den Verkäufern, Geldwechslern, Händlern und Tieren gesäubert hat, sondern dass er auch den Tempel unseres „Ichs“ säubern möchte von all dem, was dort nicht hineingehört und was uns zu einer „Markthalle“ anstatt zum „Haus seines Vaters“ gemacht hat. All das, was in das „Ich“ vor Gott nicht hineingehört, nennen wir die Sünde – und davon gibt es im Leben von uns allen wahrlich genug, so wie der Staub, der sich auch in einem Haus immer wieder neu ansammelt.

Aber komischerweise sind wir beim Reinigen unseres Selbst weit weniger begeistert als beim Putzen des Hauses. Wir haben gelernt, über den Schmutz und den Staub der Sünden einfach hinwegzusehen, die Sünden klein zu reden, ja, sie aus unserem Bewusstsein möglichst weit hinauszudrängen. Und doch sind sie da. Wer sein Leben in das Sonnenlicht Gottes stellt, der sieht, wie sich überall eine Staubschicht auf unser Leben gelegt hat. Und je stärker diese Staubschicht wird, umso schwieriger wird auch der Zugang zu Gott und zu den anderen Menschen werden. Umso wichtiger ist es, dass wir lernen, immer wieder innezuhalten und den Frühlingsputz unseres Herzens und unserer Seele anzugehen, um Gottes Willen und um unserer selbst Willen.

Am Kreuz ist der alte Mensch gestorben, der Tempel des menschlichen Leibes Jesu niedergerissen worden, um daraus den neuen Tempel des göttlichen Leibes des Sohnes, den neuen Menschen aufzurichten. Das ist das großartige, wunderbare Heilswirken Gottes. Der „alte Mensch“, in Sünde und Tod verstrickt, wird abgelöst von dem „neuen Menschen“, befreit und erlöst aus Sünde und Tod, offen für das neue Leben in Gott. In der Taufe haben wir an diesem neuen Leben bereits Anteil erhalten, in der Taufe sind wir zu dem neuen Tempel geworden. Machen wir daraus doch nicht eine „Räuberhöhle“ (Mk 11,17) oder „Markthalle“ (Joh 2,16), sondern das wahre Haus Gottes, Haus der Begegnung mit Gott, Haus der Begegnung mit den anderen Menschen, Haus der Begegnung mit uns selbst. Und räumen wir all das aus diesem neuen Tempel weg, was dieses Verhältnis stört, all die Sünden, und seien sie auch noch so „klein“ und „unbedeutend“, wie wir meinen.

Ja, machen wir die Tempelreinigung bei uns selbst, den Frühlingsputz unseres Herzens, erfahren wir die Erneuerung unseres Lebens durch das Sakrament der Versöhnung mit Gott!


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